Die Geschichte des Schwyzerörgeli

Auf dieser Seite wollen wir anschauen, was ein Schwyzerörgeli genau ist, wie es sich vom Akkordeon unterscheidet und welchen Ursprung das Instrument hat

Zudem erfahren Sie auch, welche Grössen der Schweizer Volksmusik die Geschichte des Schwyzerörgelis massgeblich prägen konnten.

Die Geschichte des Schwyzerörgeli

Was ist das Schwyzerörgeli?

Das Schwyzerörgeli ist eines der beliebtesten Schweizer Volksinstrumente überhaupt. Auf den ersten Blick sieht es ein bisschen aus wie ein kleines Akkordeon. Schaut man etwas genauer hin, kommen aber einige Unterschiede zwischen den beiden Instrumenten ans Licht.

Das Schwyzerörgeli hat deutlich weniger Knöpfe, sowohl auf der Melodie- als auch auf der Bassseite. Es ist auch deutlich kleiner und handlicher. Während das Akkordeon ein chromatisches Instrument ist, ist das Schwyzerörgeli diatonisch.

Was bedeutet dies genau? Drückt man auf dem Akkordeon einen Knopf, entsteht immer der gleiche Ton, egal ob man den Balg zieht oder stösst. Beim Schwyzerörgeli ist das auf der Bassseite ebenfalls der Fall, diese ist auch chromatisch. Aber die Melodieseite ist diatonisch, das heisst das beim Ziehen oder Stossen des Balges verschiedene Töne entstehen.

Ein anderer Unterschied, welcher auf den ersten Blick erkannt werden kann, ist das Design. Das Akkordeon kommt eher edler daher, und ist meist in den Farben rot, schwarz oder weiss ausgeführt. Schwyzerörgeli hingegen sind oft bunt und mit Holz-Intarsien verziert.

So entstand das Schwyzerörgeli

Ein Langauerli, Vorgänger des heutigen Schwyzerörgeli

Bild eines Langnauerli (langnaueroergeli.ch)

Die ersten Schwyzerörgeli wurden in den Dreissigerjahren des 18. Jahrhunderts gebaut und damals noch Langnauerli genannt. Sie waren noch deutlich einfacher aufgebaut als die heutigen Schwyzerörgeli.

Auf der Melodieseite hatte man lediglich eine Knopfreihe zur Verfügung und auf der Bassseite konnten nur zwei bis drei verschiedene Bässe gespielt werden. 

Spätere Örgeli-Versionen hatten dann ein bis zwei Reihen auf der Melodieseite, und für die linke Hand kamen immer mehr Bässe dazu.

Als eigentlicher Erfinder des Schwyzerörgelis, wie wir es heute kennen, gilt Robert Iten (1859-1918). Er kam aus Pfäffikon im Kanton Schwyz (daher auch der Name "Schwyzerörgeli") und verbrachte seine Freizeit damit, die Vorläufer-Modelle des heutigen Örgelis zu reparieren.

Dabei stellte er bald einmal fest, dass für anspruchsvollere Stückli eine weitere Knopfreihe auf der Melodieseite nötig wäre. Er musste aber auch feststellen, dass der Resonanzkasten dafür deutlich zu klein gebaut war.

Und dieses Problem war gar nicht so einfach zu meistern, denn der Platz für den Resonanzkasten ist beim kleinen Schwyzerörgeli sehr beschränkt. Seine Lösung war schliesslich nicht nur äusserst clever, sondern verlieh dem Schwyzerörgeli auch seinen ganz eigenen Klang: Er baute den Resonanzkasten in den Balg hinein.

Örgelispieler welche die Geschichte prägten

Balz Schmidig & Josef Stump

Josef Stump (rechts) mit Balz Schmidig

Josef Stump (1883-1929)

Josef Stump stammte aus Unterschönenbach im Kanton Schwyz. Er verdiente sich sein tägliches Brot indem er an speziellen Anlässen Tanzmusik auf dem Schwyzerörgeli vortrug.

Er spielte auch mit anderen Grössen der Schweizer Ländler Musik zusammen, namentlich etwa Hermann Lott, Kasi Geisser und Balz Schmidig.

Josef Stump wird die Komposition einiger bekannter Stückli zugeschrieben, so etwa "Halb schweizerisch-halb italienisch" und "Schwinge und Örgele". Dies kann allerdings heute nicht mehr genau dokumentiert werden, da das Urheberrecht anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts noch nicht wirklich eine grosse Rolle spielte.

Rees Gwerder

Rees Gwerder mit seinem Örgeli

Rees Gwerder (1911-1998)

Rees Gwerder ist eine weitere Legende der Schwyzerörgeli-Geschichte. Er wuchs im Bisistal im Kanton Schwyz auf und begann bereits im zarten Alter von 6 Jahren auf dem Schwyzerörgeli zu spielen. Dazu benutzt er das Instrument seines Vaters, welcher ihm auch als Vorbild und Lehrer zur Seite stand.

Unter seinen Stückli finden wir so bekannte Lieder wie "S Pfäfferloch""Echo vom Geisshimmel""Bim Hans i de Gartelaube" und den "Laubsack-Walzer". Eine Übersicht über seine Stückli findet man hier.

Josias Jenny beim SRF

Josias Jenny bei einem Auftritt

Josias Jenny (1920-1989)

Auch der Bündner Josias Jenny begann sehr früh mit dem Schwyzerörgeli spielen. Im Gegensatz zu Rees Gwerder erhielt er dabei allerdings keine Unterstützung von seinem Vater, da dieser der Meinung war, dass sein Sohn nur allein einen eigenen Stil entwickeln kann.

Und sein Vater sollte damit Recht behalten. Tatsächlich stach Jonas Jenny mit eigenen Motiven und originellen Ideen heraus, und wird heute als ein echtes Naturtalent unter den Schwyzerörgeli-Spielern betrachtet.

Unter seinen Kompositionen finden wir Lieder wie "Dr Lumpesammler", "Noch einen Söttigen" und "Im Breschtebergerstübli". Eine Sammlung seiner Kompositionen, gespielt von Simon Lüthi, kann hier erstanden werden:

https://www.musigposcht.ch/15/index.php/shop/schwyzer%C3%B6rgeli/alte-kompositionen-von-josias-jenny-detail

Peter Zinsli

Peter Zinsli beim "Örgelen"

Peter Zinsli 1934-2011

Peter Zinsli aus Chur im Kanton Graubünden war einer der grössten und bekanntesten Schweizer Volksmusiker aller Zeiten. Er spielte ursprünglich Horn und Trompete, und erlernte das Schwyzerörgeli spielen erst mit 23 Jahren. Er brachte sich das Instrument selbst bei, wurde dabei aber massgeblich unterstützt und gefördert von Josias Jenny.

Er schrieb in seinem Leben mehr als 400 Volksmusiklieder, darunter so bekannte Namen wie das "Bündnerträumli" und "S'Schoppelisi".

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